Der Trail des Fantômes in La Roche en Ardenne bietet im August wahlweise 25 oder 50 Kilometer harten Trail als Lauf oder Wanderung an der Ourthe.

Weitere Informationen gibt's bei www.sport-events.be.


Hier einige Eindrücke von 2010 :

(Bei der Premiere wurden die Distanzen 20, 30 und 50 Km angeboten)
Ins nächtliche La Roche hinein, durch den Ort, über die Brücke zum Place du Bronze, dessen überdachte Sitzgruppe als Meldebüro und Ziel diente. Schichtwechsel - während die letzten Zecher noch in der Kneipe saßen trafen die ersten Läufer ein. In aller Gemütlichkeit der Ultralaufklientel wurden die besonders strapazierfähigen Startnummern gegen Pfand ausgegeben und die Handynummern der Läufer notiert. An der Startlinie ein paar Anmerkungen zu besonderen Streckenpunkten die das zuvor ausgegebene Infoblatt ergänzten und es ging pünktlich um 6 Uhr auf die Strecke.

Da das erste Stück auf breiten Wegen verlief hätte ich die Stirnlampe nicht einpacken brauchen. Auch das Paar Ersatzsocken und andere Utensilien kamen nicht zum Einsatz, aber sicher ist sicher und so ein Rucksack will ja auch genutzt sein.
Da man über weite Strecken der Ourthe oder deren Zuläufen folgte, gab es genug Möglichkeit zur äußeren Erfrischung, die insgesamt 5 Versorgungsstellen waren mit verschiedenen Getränken und Speisen bestens für die innere Labung ausgestattet. Da wir zwischen ihnen allerdings 1 - 2 Stunden unterwegs waren, war es sinnvoll, selbst Wasser und Verpflegung mitzuführen.

Die ersten 10 Kilometer muteten trotz der Waldwegrampe, die schon bei Km 2,5 für maximale Schweißproduktion sorgte, eher wie ein Landschaftslauf an. Daß im Bereich der Keltischen Siedlung manch verlockender Pfad nicht genutzt wurde, erkläre ich mir mit Zugangsbeschränkungen. Später sind mir noch ein paar Schilder aufgefallen, die Waldgebiete als Privateigentum auswiesen und das Betreten untersagten.

10 Km in gut einer Stunde, das wog in Sicherheit und weckte Zweifel an der Veranstaltungswerbung. Allerdings sollte sich das Tempo nun schlagartig halbieren, denn der "echte" Trail begann und alle Verspechen wurden gehalten. Kilometerlang wurde entlang der Ourthe über Steine und Wurzeln gelaufen, stets unterbrochen von Abstechern auf die umliegenden Höhen.
Wie bergig es hier ist lässt sich an meinen GPS-Daten ablesen, denn die sind, vermutlich dank der tief eingeschnittenen Täler, teilweise unplausibel. Lag z.B. der Fuß der steilen Rinne durch die fast senkrechte Felswand bei Km 15, die ohne die Kette als Steighilfe kaum zu bewältigen gewesen wäre, auf dem Hinweg noch auf ca. 270 Metern Höhe, wurden an der selben Stelle 25 Minuten später auf dem Rückweg nur noch etwa 250 Meter gemessen.
Dieser Mittelteil des Rennes führte dann die Hälfte der deutschen Teilnehmer zusammen, denn ich traf auf Dieter Ehrenberger vom LT Hemsbach.
Dort sofort wieder runter an die Ourthe gab's die erste Streckenteilung zwischen 50 Km und der 3 Stunden später gestarteten 30er Runde.
Die Markierungen waren ausreichend, auch wenn ein zusätzlicher Pfeil bei manch langer Passage beruhigend gewirkt hätte. Auch bei den zum Ende hin folgenden Überschneidungen mit den 20- und 30-Km-Kursen war die Kennzeichnung klar. Oberdrein gab's sogar alle 5 Km eine Km-Angabe.

Nach ein paar weiteren Trailkilometern stand unsere Flußdurchquerung an, die auf rutschigen Steinen in knietiefem Wasser gut zu bewältigen war. Die Bewohner des (Ferien)Hauses frühstückten gerade auf dem Balkon, in der vermutlich vergeblichen Hoffnung, amüsante Ausrutscher geboten zu bekommen. Auf einen Sockenwechsel verzichtete ich und nach ein paar Km gab es kein Quatschten mehr in den abtrocknenden Schuhen. Eine neue, positiv verlaufene Erfahrung für mich.

Die Strecke blieb weiterhin wechselhaft.
Holprigster Trail am Fluß, Waldwege, knackiges Bergauf, Ausblicke von der Höhe, zünftige Abstiege. Ein Wechselbad der Gefühle mit hochkonzentriertem Trailrun, zermürbender Aufstiege und erleichternden Gefällstrecken.
Nachdem wir die letzten 23 Km in guten 4 Stunden bewältigt hatten, bei Km 33 ein total verstörender Anblick: Asphalt, und auch noch ziemlich flach. Ein witziges Intermezzo.

Nach 38 Km trafen wir auf die 30Km-Läufer, bei ihrer Flußquerung, bevor der Rest der Strecke noch mit den qualvollsten Anstiegen aufwarten sollte. Der erste hier, als Buße für etwaige schadenfrohe Gedanken an ein unfreiwilliges Bad eines Kameraden, die weiteren netterweise genau da, wo man es am besten brauchen konnte - als man nach dem letzten Verpflegungsposten bei Km 43 erfrischt und beschwingt die Schlußphase des Rennens in Angriff nehmen wollte und wenn man sich bei Km 48 sehnlichst das Ziel herbeiwünscht.
Dazwischen blieb der Kurs bekannt hart und landschaftlich reizvoll. Flußtäler, Höhenzüge, Steine, Wurzeln, Waldwege, Graspfade, Treppen, Holzstege, Wiesen, ...
Beständige Anstrengung und Konzentration, stets wechselnde Eindrücke.

Trotz des nicht zu langsamen Monschau-Marathon 2 Wochen zuvor war ich dank konsequenter Regeneration offenbar topfit und konnte einen Km-Schnitt von 10 Minuten erkämpfen.
Hilfreich war sicher der bewölkte Himmel, der für moderate Temperaturen sorgten auch wenn mit zunehmender Wärme die Luft etwas schwül wirkte. Da weite Teile des Kurses in schattigem Wald lagen war Sonnenbrand leicht vermeidbar.
Angenehm jedoch, daß es diese 50Km auch als Wanderung und den Zielschluß somit erst nach 16 Stunden gab.

 

Fazit:
Es hat sich gelohnt, diesen erst kurz vor dem Monschau-Marathon beim Rumstöbern zufällig entdeckten Lauf doch mitgemacht zu haben!
Lang und hart in schöner, urwüchsiger Umgebung.