Der Bärenfelslauf findet Ende Juli in Nohfelden statt und bietet einen Trail von 21 Kilometern mit 580 Höhenmetern, der je nach Laune 1 bis 3 mal gelaufen werden kann.

Weitere Informationen gibt's unter www.baerenfelslauf.de.


Hier einige Eindrücke von 2007 :
Die Runde ist zwar mit 21 Kilometern angegeben, im Sprachgebrauch ist jedoch von Halbmarathon, Marathon und Ultra die Rede. Der Verzicht auf die Nachkommastellen hat den Vorteil, daß die Kilometrierung der 1. Runde ausreicht. Die jeweils 21 Km der weiteren Runde(n) kann man dann selbst addieren. (Wer das dann nicht kann: Tempo reduzieren!)
Die aushängende Strecken- und Startgeld-Tabelle ist keineswegs humorig gestaltet, was dort steht ist Fakt:
21 Km - Spaß
42 Km - viel Spaß
63 Km - brutal viel Spaß.

Spaß bietet das 1. Drittel, indem es hauptsächlich bergan geht, das zweite Drittel ist so wellig, daß man den Eindruck hat, es gehe immer noch bergauf. Erst das letzte Drittel vermittelt (im wesentlichen) das Gefühl es ginge endlich wieder bergab. Das Streckenprofil im Internet passt allerdings nicht zu meinen Beobachtungen - es stammt wohl von einer früheren Streckenvariante.

Gestartet wird gleich hinter der Autobahnunterführung, wo sich ausser den Duschen und dem Parkplatz die gesamte Infrastruktur befand. Stadtmarathonmegaeventverwöhnten sei gesagt, daß man hier nicht Teilnehmer einer Massenabfertigung ist sondern sich eher als Gast der Familie Feller fühlt, die den Kern des Orgateams bildet. Hier geht's gemütlich zu, die Ausstattung ist unspektakulär aber zweckmäßig, Streß oder Hektik sind nicht spürbar, gute Laune dafür umsomehr.

Parkplätze gibt's auf der dem Start gegenüberliegenden Seite der Autobahnunterführung und der Weg dorthin ist leicht zu finden. A 62 Ausfahrt 4 Birkenfeld, nach ein paar 100 Metern rechts abbiegen, im Kreisel geradeaus, über die Bahnbrücke und beim 1. Firmengelände rechts auf die Schotterfläche. Dann zu Fuß unter der Autobahn durch und Frühstücken. Selbiges ist inklusive und man kann seine Startnummer frisch gestärkt in Empfang nehmen.

Recht pünktlich gegen 8 Uhr ging's los, obwohl das Startsignal erst gegeben wird, wenn alle das Plappern eingestellt haben und der megaphonlosen Ansage lauschen. Bei aller Lockerheit ist also doch ein wenig Disziplin notwendig. Die Starter aller Distanzen machen sich gleichzeitig auf den Weg, damit man auf eine kürzere Strecke als die gemeldete wechseln kann, falls die Tagesform zu schlecht sein sollte.
Zur Unterscheidung dient die Startnummer. Während die berühmten, aufwendig gestalteten, laminierten und wieder abzugebenden Nummern den Ultras vorbehalten waren, erhielten die Halbmarathonis Nummern mit blauen Ziffern. Die Marathonis waren an grünen Zahlen erkennbar, was natürlich bestens zu meinem Trikot passte :-) Die beiden Letztgenannten waren aus normalem Papier, zu dem eine Prospekthülle gereicht wurde. Deren Anzahl reichte nicht aus, sodaß die Teilnehmer gebeten wurden, sich ihre Nummer zu merken und im, bei der schweißtreibenden Wirkung des Streckenprofils gut möglichen, Verlustfall im Ziel zu nennen. Ein Verfahren, das bestens funktionierte. (Wer seine Nummer unterwegs vergisst: Tempo reduzieren!)
Hier ist's noch sehr eng und da ich eh "nur" 2 Runden vorhatte, aber doch recht weit hinten stand, kam ich erst nach ein paar Überholmanövern in einen Bereich, in dem ich einen angenehmen Lauftrott fand. Da der Kurs sofort ansteigt ist der Tross erstmal recht langsam unterwegs.

Die Wege bieten den mittelgebirgstypisch steinigen Untergrund, wobei hier meist nur die Fahrspuren frei sind und die Wegesmitte grasbewachsen ist. Die Ausnahmen hiervon werden später noch genannt.
Mit ein paar erholsamen Abschnitten gespickt geht es in mehreren Windungen hinauf zum Bärenfels. Unterwegs kann bei Km 2 und an der Verpflegung bei Km 3 ein Blick ins Tal geworfen werden um die bereits erarbeiteten Höhenmeter zu sehen. Der erste Singletrail auf Grasweg führt bei Km 6 über den Bärenfels - und zwar buchstäblich. Man steigt über die felsige Bergkuppe und die gebeugte Körperhaltung zahlt sich, dank eines uns hier erstmals begegnenden Trailmerkmals, aus. Die Zweige der Vegetation hängen bisweilen tief in die Laufstrecke hinein. Hier befindet sich Verpflegungsstelle 2.

Zwischen Km 7 und 8 wird der Weg unvermittelt nach links verlassen, obwohl es dort keinerlei Spur einer Kreuzung gäbe. Durch eine unscheinbare Lücke im Gestrüpp gelangt man auf einen herrlichen schmalen Pfad durch den dunklen Wald. Die wenigen Sonnenstrahlen, die das Geäst durchdrangen bildeten einen so hohen Kontrast, daß es manchmal schwer fiel, die Unebenheiten des Bodens auszumachen. Im Zickzack durch den Wald und über grasbewachsene Pfade erreicht man einen weiteren Weg, der sich zwischen Km 8 und 9 gabelt. Die Pfeile aus Sägemehl, die uns neben Flatterband an den Zweigen stets die Richtung wiesen, zeigten nach rechts. Freilich war nicht der rechte Weg gekennzeichnet, sondern der Pfad, der dort rechts des rechten Weges abging. Wieder wurde es schmal und teils auf steinigem Grund, teils auf Gras galt es ein zünftiges Gefälle zu meistern. Auch hier waren Läufer unter 1,70 Asttechnisch im Vorteil.

Nach einer weiteren Erfrischung bei Km 10 kann man den nächsten Ausblick ins Land um Km 11 herum unbesorgt genießen - auf einem der seltenen Asphaltwege. Ein schöner Abschnitt an Wiesen entlang ist Beginn des Abstieges zum Verpflegungsposten 4. Hier gilt es sorgfältig nachzutanken, denn die letzten 8 Kilometer müssen ohne weitere Tränke überwunden werden.
Zunächst fordert ein Anstieg zu Km 14, der direkt hinter der Verköstigung beginnt. Wieder handelt es sich um einen schönen Singletrail auf Gras und Km 14,5 heitert auf Asphalt wieder mit Blick ins Land auf.
Nun geht's auf Waldwegen, Trails und Wiese eigentlich nur noch bergab.

Eigentlich.
Hat man Schwung genommen, erfreut man sich bei Km 16 eines flachen Kilometers über eine schmale Grasschneise parallel zur A 62 und fragt sich wobei da der Haken ist. Flache Strecke, das wirkt irgendwie verdächtig.
Erstes Handicap sind einige schlammige Passagen, bei denen man nicht ohne Dreck an den Schuhen davonkommt und sich freut Trailschuhe gewählt zu haben. Zweites ist der Anstieg zu Km 17. Die ersten Meter sind brutal steil und der Baum an deren Ende willkommene Hilfestellung. Da könnte nicht mal ein Radprofi hochlaufen, da nützt auch kein Doping. Der Rest dieses Anstieges nimmt dann an Steilheit ab, aber dieser Berg kostet nochmal einige Körner.
Jetzt ist es aber doch geschafft, auch wenn sich das Geläuf um km 18/19 herum vergleichsweise unmerklich hebt. Zwischen Km 19 und 20 folgt nochmal ein kurzes, ähnlich steiles Stück wie vor Km 17 - diesmal allerdings bergab und u.U. eine Rutschpartie, wenn man nicht vorsichtig genug hinuntergeht.
Nach überquerung der Wiese, die einst das Startgelände war und immer noch zum Campieren vor dem Lauf zur Verfügung steht muß nun noch nach rechts Richtung Ziel eingebogen werden. Dies gilt für alle, denn hier gibt's Verpflegung und es werden die Runden gezählt und die Rundenzeiten erfasst. Sich diese kurze Stichstrecke zu sparen bringt also nix.

Die zweite Runde lief sich Anfangs erstaunlich locker, aber ab der Hälfte wurde es dann für mich ernst. Konnte ich mit einer ersten Runde von 2:01:31 bis dahin unverhofft zügig vorankommen, zeigte sich nun der Kräfteverschleiß und die Waden zwickten kräftig. Es wurde ratsam ein paar der steileren Stellen diesmal zu gehen, aber es gelang doch tatsächlich, ohne Einbruch und sogar negativem Split mit 4:02:18 zu finishen.
Während die erste Runde also rundum genossen wird, wird das Rennen in der zweiten (und ggf. dritten) zur Kopfsache. Aber auch die bereits gewonnenen Eindrücke werden vertieft.

Geduscht wird im Gemeindezentrum, ca. 3 Km entfernt im Ort. Der Weg war, wie auch die bereits die Anfahrt, ausgeschildert und die Duschen warm.
Da Laptop und Drucker ihre Beziehung auf Eis gelegt hatten gab es zwar keine Ergebnislisten, aber ein Blick über die Schulter des Operateurs deutete eine Sensation an. Konnte ich kürzlich schon einen 3. Platz der M35 als sportliches Highlight feiern, sollte es diesmal noch besser kommen: Platz 2!
Mein kurzentschlossen mitgefahrener Vereinskamerad ließ das nicht unkommentiert und errang den selben Platz in seiner Klasse. So wurde ein ohnehin herrlicher Laufgenuß noch durch sportliche Erfolge gekrönt.

Fazit:
Die Fahrt hat sich gelohnt - sportlich, aber vor allem als Lauferlebnis.
Wer schöne, anspruchsvolle Läufe sammelt, sollte sich dieses Exemplar mal anschauen.


[Lizenz an Marathon&mehr]