"Vereins"angaben

Sommer 2005
Update Herbst 2006

Der Blick auf die Ergebnislisten der Volksläufe stimmt mich nachdenklich.

 

Daß der Anteil der Vereinslosen sehr hoch ist, man zum Laufen scheinbar keinen Verein braucht, die Vielfalt der Sportangebote jedoch nur durch engagierte, ehrenamtlich tätige Vereinsmitglieder möglich ist, ist eine Sache.

Eine andere Sache ist das, was ich in den Ergebnislisten unter der Rubrik "Verein" lese.

1)
Bei vielen Anmeldungen wird heute noch alternativ die Angabe des Wohnortes gestattet.
M.E. sollte dies nicht mehr akzeptiert werden.
Wer seine Herkunft oder Zugehörigkeit zeigen möchte kann dies über eine Vereinsmitgliedschaft tun.
Auch ein neuer Trend sind individuelle Namenszusätze bei Einzelpersonen - Name: "Hans Wurst"; Verein: "der Superläufer". Damit wird's endgültig absurd!

2)
Gelegentlich wird die Adresse einer Website angegeben.
In meinen Augen eine Unsitte - wer Informationen zu einer Gruppe im Internet nachlesen möchte findet die Adresse i.d.r. problemlos über eine Suchmaschine.
Die Ergebnislisten sind kein Webverzeichnis!

und vor allem:
3)
Was die letzten Jahre verstärkt auftritt sind Firmennamen.

Hier ist meine Toleranzgrenze endgültig überschritten!
Offizielle Lauftreffs und BSGs, die einen geregelten Sportbetrieb leisten, sind selbstverständlich legitim, aber Schleichwerbung kann ich einfach nicht leiden. Wer's braucht - es gibt Firmenläufe. Im Volkslauf hat das m.E. nichts zu suchen.

Dieses Erschleichen von Gratiswerbung durch Publikation in Ergebnislisten und ggf. Anmoderation bei Zielankunft und Siegerehrung halte ich schlicht für schäbig, wenn man sich weder die Mühe macht einen ernsthaften Sportbetrieb zu unterhalten, noch als Sponsor des Veranstalters engagiert.
Zugegeben, eine effektive Masche - einfach, kostenlos, und auf subtile Weise auffällig. Leider schadet es dem Sport-Sponsoring.

Bei der eventuellen Aufnahme in den Verband sollte m.E. darauf geachtet werden, daß der Vereinsname nicht wie eine Werbung aussieht - "Firma-XY-Team" sieht wie eine Werbung aus. Die Organisationsform sollte schon ersichtlich sein, z.b. "BSG (LT, LG, ...) Firma XY".

Noch 'ne Meinung von mir am Rande: 3 Leute sind noch lange kein Lauftreff und erst recht keine BSG.

 

 

Fazit:

Ich plädiere dafür, daß man sich auf den ursprünglichen Zweck der Vereinsangabe zurückbesinnt - die Teilnehmer/innen wie auch die Veranstalter.

Der Sport wird von den Mitgliedern der Vereine gestaltet, die Vereinsangabe dient dazu die Vereine und deren Arbeit zu repräsentieren.

Ich wünsche mir, daß Vereinslose ehrlicherweise auf Phantasienamen verzichten, sofern sie damit keine dauerhafte Identität als Gruppe aufbauen möchten.

 

 

Mir wäre es lieber, daß sich die Teilnehmer/innen besinnen und sich mutiger als Vereinslos outen.
Schließlich respektiere ich ja auch Jedermanns Entscheidung gegen eine Vereinsmitgliedschaft!
So sollten die Vereinslosen das Feld für die Vereinsangabe entweder respektvoll den Vereinsmitgliedern überlassen oder Gruppen mit klarer Identität bilden.

 

Ich wünsche mir, daß die unsägliche Schleichwerbung unterlassen wird.

Ich wünsche mir, daß die Veranstalter zumindest die augenscheinliche Werbung nicht als "Vereins"angabe akzeptieren.

Das Herausfiltern unzweckmäßiger "Vereins"angaben seitens der Veranstalter ist ein schwieriges und zeitraubendes Unterfangen. Es ist nur schwer eine klare Grenze zu ziehen - läßt man die Feuerwehren als gemeinnützige Organisationen zu? Was ist mit Schulen? Ist "Team XY" ein Phantasiename oder steckt ein Unternehmen dahinter? ...
In den meisten Fällen würde wohl entweder in dubio pro reo gelten oder bei ernsten Zweifeln die Übernahme der Bezeichnung abgelehnt, aber bei eindeutiger Schleichwerbung könnten Veranstalter leicht etwas tun.
Und wenn einmal unberechtigterweise ein Name abgelehnt werden würde, könnten sich die Betroffenen ja mit dem Veranstalter in Verbindung setzten und das klären - man kann ja nicht alles kennen, aber Neues kennenlernen und über alles reden ...
Deshalb appelliere ich an diejenigen, die die Vereinsangabe mißbrauchen, diesen Unfug von sich aus sein lassen, damit nicht eines Tages Maßnahmen ergriffen werden müssen, unter denen der Sport auf jeden Fall zu leiden hätte.

Ein Nebenaspekt:
Die Trikot-Werbung ist nach internationalen und nationalen Bestimmungen in Größe und Ausführung reglementiert und genehmigungspflichtig - Firmen können beliebig ihr Logo formatfüllend platzieren. Ich denke, das ist gegenüber Vereinsmitgliedern Vorteil genug, da muß man nicht noch zusätzlich in der Ergebnisliste genannt werden wollen.


Update Herbst 2006

Es ist sicher naheliegend, daß Teilnehmer von Laufkursen in Fitnesstudios an Wettkämpfen teilnehmen.
Es ist eine Marketingstrategie, wenn Unternehmen Läufer mit attraktiven Angeboten in Teams locken, um Produkte zu bewerben oder Kunden an das Unternehmen zu binden.

Das heißt aber noch nicht, daß die Veranstalter verpflichtet sind deren Teamnamen in der Vereinsangabe zu akzeptieren.

Die Grenze des Sponsorings ist m.E. überschritten, wenn Verein A diejenige Arbeit leistet (Platzierung von Produkt- oder Firmennamen innerhalb der Vereinsangabe) für die Verein B und Laufgruppe C bezahlt werden (Sponsoring mit Integration des Produkt- oder Firmannamens in den Vereinsnamen oder Rekrutierung von Werbeträgern).
Natürlich hätte es den Nachteil, daß sich die Teammitglieder in den Ergebnislisten nicht so leicht gegenseitig erkennen können oder auf eine Wertung als Mannschaft verzichten müssen, wenn ihr Name nicht als Vereinsangabe übernommen wird.

Trikotwerbung und der Auftritt als Gruppe am Veranstaltungsort sollte reichen, denn die Vereinsmitgliedschaft soll und muß Vorteile haben. Schließlich sind es die Vereinsmitglieder, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit die Volksläufe anbieten. Neue Wege im Marketing mag es gerne geben, aber bitte nicht zu lasten der Vereine, die die Basis für diese werbewirksamen Auftritte liefern.

Es kann doch nicht sein, daß Vereinsmitglieder einen Mitgliedsbeitrag zahlen und beim Volkslauf 10 Stunden schuften, damit den Freizeitläufern die Gelegenheit zu bieten, als Werbeträger Vergünstigungen zu erhalten, und diese dann noch den Anspruch stellen, wie ein Verein behandelt zu werden.

 

Konjunktur haben auch Einträge, die schlicht keine Aussagekraft besitzen ("Energie", "Pioniere") oder allgemeine Redewendungen sind ("no risk no fun"). Selbst vor Meinungsäußerungen wird nicht haltgemacht ("stoppt Bush").

Ein bedauerlich gedankenloser Umgang mit der Vereinsangabe.


Zur Illustration des Themas hier eine Liste mit verschiedenen Angaben. (sortiert nach Eintragsdatum/Update)
Zum selber sortieren auch als
(passender Betrachter/Konverter)
© IG Vh / Stefan Vilvo